Ralf Machulik

Online Unterricht

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In Zeiten der Covid19 Pandemie, aber auch darüber hinaus, halte ich es für eine sinnvolle Alternative Gitarren Unterricht auch Online anzubieten.
Die ideale Form des Musikunterrichts ist natürlich der persönliche Kontakt mit dem Schüler. Die Möglichkeit als Lehrer physisch eingreifen zu können, sowie musikalisch zu interagieren, hat selbstverständlich einen hohen Stellenwert.

Allerdings können immer wieder gewisse Situationen entstehen, die das persönliche Erscheinen des Schülers
im Unterrichtsraum nicht möglich machen.
Sei dies entweder durch eine zu große räumliche Distanz, oder durch unvorhergesehene Krisenzeiten.
Aber auch in Zukunft wird der Online Unterricht aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sein, sei es einerseits als Ergänzung zum Präsenzunterricht oder
als primäre Unterrichtsform für Schüler, die aufgrund der Distanz oder des Zeitmanagements den Online Unterricht bevorzugen.

Technische Voraussetzungen

Prinzipiell kann man sagen, dass die Qualität der übertragenen Signale, ob Audio oder Video, insgesamt von 4 Faktoren abhängig ist.


  • 1. Internetverbindung
  • 2. Software (Videochatplattform)
  • 3. Hardware (auf Lehrer- wie auf Schülerseite)
  • 4. Praktische Umsetzung

1. Internetverbindung

Die Optimierung des ersten Punktes liegt nur begrenzt in unserer Hand und ist natürlich auch stark vom Netzausbau in Deutschland abhängig. Dennoch macht es Sinn zu überprüfen, ob man beim Anbieter eine ausreichend schnelle Internetverbindung gewählt hat, der Router auch für diese geeignet ist, und ob die Verbindung zum Router einer Nachbesserung bedarf. Einer LAN-Verbindung sollte man, wenn möglich, der WLAN Verbindung vorziehen. Diese ist stabiler, wenn sich zeitgleich mehrere Benutzer über WLAN mit dem Internet verbinden.

2. Software

Hier haben sich die Videochat Plattformen Doozzoo, Skype und Zoom bewährt. Die Apps für Skype und Zoom lassen sich ohne großen Aufwand aus dem Internet herunter laden und Einrichten. Bei der Plattform Doozzoo ist keine App Installation notwendig. Die Nutzung erfolgt einfach über die Eingabe in den Webbrowser. Doozzoo hat die umfangreichsten Features, sowie die beste Audio und Video Qualität. Sie wurde speziell für den Online Musikunterricht entwickelt. Das Problem der "Latenz" (Verzögerungszeit) ist hier auf ein Minimum reduziert, was den Workflow erheblich erleichtert.

3. Hardware

Grundsätzlich ist an Laptops die On-Board Hardware in Form von Lautsprechern, internen Kameras und des internen Mikrofons prinzipiell erstmal ausreichend, um den Unterricht via Videochat zu gestalten.
Benutzer von feststehenden Rechnern (Towern) hingegen, werden unter Umständen eine zusätzliche Webcam benötigen, die meist auch ein einfaches integriertes Mikrofon besitzt.

Mikrofone

Eine Steigerung der Audioqualität lässt sich allerdings bereits mit kostengünstigen Mitteln erzielen, wie zum Beispiel die Verwendung eines USB Mikrofons, die es im Fachhandel bereits ab 50,- € gibt. Weiteren Qualitätssteigerungen nach oben sind keine Grenzen gesetzt, für den Zweck des Online-Unterrichts sind diese jedoch nicht zwingend nötig.

Audio Interface

Höhere Flexibilisierung und eine weitere Qualitätssteigerung erhält man durch die Verwendung eines Audio Interfaces. Die meisten On Board Soundkarten in PC´s und Laptops, sind qualitativ den Audio Interfaces weit unterlegen. Prinzipiell würde ich auch jedem Neueinsteiger zu diesem Schritt raten, denn hier liegt natürlich auch das Potential, sich in Zukunft generell mit dem Thema Homerecording oder Arbeiten mit einer DAW (Digital Audio Workstation) auseinanderzusetzen, wenn man dies möchte. Der Vorteil hierbei liegt auch darin, dass durch die Anschlussmöglichkeiten (XLR) auch hochwertige Mikrofone zum Einsatz kommen können. Im Zusammenhang mit Audio Interfaces kann man nun auf Mikrofone mit XLR- Anschluss zurückgreifen.
Neben diversen Bauformen sind für die genannten Zwecke entweder dynamische Mikrofone zu empfehlen, die weniger empfindlich und oft günstiger, allerdings auch leiser sind. Die andere Form wären Kondensatormikrofone, die für bestimmte Bereiche eine bessere Klangqualität bieten, allerdings auch 48V-Phantomspeisung benötigen.

Kopfhörer

Der Einsatz von Kopfhörern kann den Unterrichtsverlauf und die Audioübertragung qualitativ deutlich aufwerten. Hier unterscheidet man zwischen geschlossenen und offenen Systemen.
Geschlossene Kopfhörer sind dann sinnvoll, wenn man vermeiden möchte, dass Signale aus dem Kopfhörer leise vom Mikrofon eingefangen werden, wenn es sich beispielsweise um empfindliche Aufnahmen wie Sprachaufnahmen von Hörbüchern oder von akustischen Instrumenten handelt. Dies ist beim Unterricht über Videoplattformen jedoch nicht der Fall, weshalb ich hier zu offenen Kopfhörern raten würde. Diese bieten meist einen höheren Tragekomfort, da etwas Luft an die Ohren kommt, und stellen auch eine bequeme Alternative zu Ohrstöpseln dar.

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4. Praktische Umsetzung

Sind die Punkte 1-3 abgeklärt und ist euer Equipment einsatzbereit, gibt es noch ein paar kleine Hinweise, die relativ leicht umsetzbar sind und dennoch einen großen Qualitätssprung ermöglichen.

a) Um eine gute Audioqualität zu gewährleisten, empfiehlt es sich, dass beide Parteien einen Kopfhörer einsetzen und die externen Lautsprecher stumm schalten. Andernfalls nimmt das Mikrofon des jeweiligen Gegenübers das Signal aus den Boxen erneut auf, sodass man seine eigene Stimme mit einer gewissen Latenz doppelt hört. Möchte man keinen Kopfhörer verwenden, kann man auch alternativ das eigene Mikrofon in Sprechpausen deaktivieren bzw. stumm schalten.

b) Wer im Besitz eines Audiointerfaces mit zwei Eingängen ist, hat die Möglichkeit, den einen Kanal für die Sprechstimme und den zweiten für das Instrument zu verwenden (was entweder auch über ein Mikrofon oder aber direkt über ein Kabel in den zweiten Input spielen kann). Zoom und Doozzoo beispielsweise ermöglichen die Verwendung von zwei Kanälen, aber je nach verwendeter Plattform (z.B. bei Skype) wird der Einsatz von zwei Eingängen nicht unterstützt. Hier kann man sich allerdings mit einem kleinen Mischpult behelfen, das jedoch bei der Verwendung von Kondensatormikrofonen Phantomspeisung bieten muss!

c) Da das Übertragen des Audiosignals an den Rezipienten immer mit einem leichten Zeitversatz (Latenz) einhergeht, sollte man nach Abschluss einer Aussage einen Moment warten, um dem Gegenüber eine Reaktionsmöglichkeit zu geben, denn dies erleichtert die Kommunikation und den Gesprächsfluss. Bei Gruppenunterricht empfiehlt sich eine Moderation seitens des Lehrers und das Erbitten von Handmeldungen.

d) Sollte aufgrund von temporärer Netzüberlastung die Bild- und Tonqualität zu schlecht sein, kann das Abschalten der Videoübertragung und das Ausweichen auf eine reine Audioübertragung hilfreich sein.
Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.